„IT soll sämtliche Prozesse optimal unterstützen“

Digitale Technologien sind auch bei HELUKABEL längst nicht mehr wegzudenken. Ob Produktion oder Logistik, Entwicklung, Einkauf oder Vertrieb: In immer mehr Prozessen hält die IT Einzug – mit dem Ziel, sie schneller, einfacher, flexibler oder transparenter zu machen. Was dieses Aufgabengebiet so spannend macht und welche Herausforderungen es dabei zu bewältigen gilt, erläutert Chief Information Officer (CIO) Philipp Müller-Sohnius im Interview.

Herr Müller-Sohnius, als Chief Information Officer (CIO) sind Sie für die strategische und operative Führung der internen IT bei HELUKABEL verantwortlich. Seit wann sind Sie in dieser Position tätig und wie verlief Ihr beruflicher Werdegang bis dorthin?

Ich bin eigentlich studierter Physiker, habe aber in diesem Beruf nie gearbeitet. Nach dem Studium habe ich als Entwickler in einer Software-Firma angefangen und bin dort dann über den Produktsupport in der internen IT gelandet – mein erster Job als CIO. In dem Unternehmen war ich zehn Jahre, anschließend hatte ich 14 Jahre lang verschiedene IT-Positionen in der Automobilzulieferindustrie inne. Im April 2021 bin ich dann zu HELUKABEL gewechselt. Mir war es wichtig, hier nochmal eine neue Branche kennenzulernen. Auch wenn man das vielleicht nicht denkt: Für die IT können die Anforderungen und Prozesse je nach Geschäftsfeld sehr unterschiedlich sein.

Welche konkreten Aufgaben haben Sie als CIO? Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Die Hauptaufgabe von mir und dem Team ist es, dass HELUKABEL die „richtige“ IT hat, also Systeme, Plattformen, Partner und Services, die sämtliche Prozesse im Unternehmen bestmöglich unterstützen. Um das zu erreichen, ist sehr viel Kommunikation gefragt: Wir beraten, besprechen und präsentieren, formell und formlos, mit Fachabteilungen, externen Partnern und der Geschäftsleitung. Dabei ist es wichtig, immer auf Augenhöhe miteinander zu sprechen. Ich lege viel Wert darauf, selbst zu sehen, wie die einzelnen Abteilungen arbeiten, damit wir die IT optimal in diesem Alltag verankern können. Oft müssen wir dafür auch zwischen Geschäft und Technik vermitteln und ein gegenseitiges Verständnis schaffen.

Portrait Philipp Mueller-Sohnius

Philipp Müller-Sohnius ist Chief Information Officer (CIO) bei HELUKABEL

Digitalisierung und Vernetzung durchdringen mittlerweile sämtliche Unternehmensbereiche, und das in immer größerem Umfang. Welche Chancen und Risiken sehen Sie darin?

Die Digitalisierung ist meiner Meinung nach alternativlos. Man muss schließlich als Unternehmen auch mit dem Markt mithalten, um nicht den Anschluss zu verpassen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Neue Technologien ermöglichen uns, immer mehr Aufgaben zu automatisieren – und das ist als Antwort auf den Fachkräftemangel auch zwingend nötig! Wir werden in Zukunft gar nicht mehr genug Leute haben, um alles von Hand zu machen. Ein weiterer Vorteil: Durch mehr IT und damit mehr Transparenz ist man in der Lage, schnellere und richtigere Entscheidungen zu treffen, um das gesamte Unternehmen zu steuern. Eine große Herausforderung bei dieser Entwicklung ist es, die Menschen mitzunehmen. Im Privatleben ist es für uns normal, dass uns das Smartphone viele alltägliche Aufgaben erleichtert und abnimmt. Wird aber auf einmal ein Teil der Arbeit durch IT erledigt, ist das für viele ungewohnt und vielleicht zunächst auch unangenehm. Viele Berufe werden sich durch die Digitalisierung verändern, neue Berufsfelder entstehen. Dabei müssen wir den Leuten aber immer klarmachen: IT ist ein Mehrwert und keine Bedrohung!

Das Thema Cybersicherheit ist derzeit in aller Munde. Welche Bedrohung geht von dieser Art von Angriffen aus, und wie können sich Unternehmen dagegen wappnen?

Natürlich erhöht die zunehmende Digitalisierung auch das Risiko für Cyberattacken. Über das Internet können Kriminelle aus großer Entfernung mit wenig Risiko und Aufwand angreifen. Cybersicherheit macht daher einen immer größeren Teil meiner Arbeit aus und schwingt in allen Themen mit – das hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Alle Systeme und Komponenten müssen sicher sein und es auch bleiben. Cyberattacken sind heute ein regelrechtes Geschäftsmodell: Kriminelle stehlen zum Beispiel unternehmens- oder personenbezogene Daten, erpressen Lösegeld von den betroffenen Unternehmen und betreiben sogar eigene Service-Center, um Firmen nach einer Attacke wieder auf die Beine zu helfen. Cybersicherheit ist ein ewiger Wettlauf, da sich die Einfallstore immer wieder ändern. Wenn eine Lücke geschlossen ist, tut sich eine neue auf – man ist also nie völlig sicher. Selbst die IT-Hersteller können wegen der Menge und Komplexität der Software keine Sicherheit garantieren. Auch der Mensch ist eine potenzielle Sicherheitslücke: jeder Fehlgriff – ein leichtfertiger Klick – kann fatal sein. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hierfür die nötige Sensibilität zu schaffen, ohne Überdruss zu erzeugen, ist ein schmaler Grat.

Die Corona-Krise hat in vielen Bereichen zu einem rasanten Digitalisierungsschub geführt, etwa bei den Themen Home-Office und dezentrales Arbeiten. Mit welchen Weiterentwicklungen rechnen Sie für die nahe Zukunft?

Mein Eindruck ist, dass die Technik hier schon viel weiter ist als die Kultur in vielen Unternehmen. Mobiles Arbeiten hat durch die Pandemie einen enormen Schub erhalten – und ist auch im Nachhinein geblieben, weil die benötigte Technik ohnehin schon vorhanden ist und viele Arbeiten problemlos mobil erledigt werden können. Die Unternehmen müssen nun entscheiden: Was ist für mich die geeignete Home-Office-Quote? Wie wichtig ist mir, dass Mitarbeiter vor Ort sind? Wie schaffe ich Identifikation mit dem Unternehmen und mit den Kollegen? Home-Office ändert die Interaktion im Unternehmen und erfordert teilweise auch neue Führungskonzepte. Hier gilt es für die meisten Firmen, den richtigen Weg noch zu finden. Ich gehe aber davon aus, dass wir in Zukunft weitere Arbeiten mobilisieren. Zum Beispiel wird es möglich sein, Anträge per Handy ausfüllen und einreichen. Bei uns in der IT-Abteilung ist die Home Office-Quote ohnehin schon sehr hoch. Themen wie Remote Support, etwa zur Unterstützung von internationalen Niederlassungen, sind hier schon lange Thema, da waren wir unserer Zeit voraus.

Eine derart dynamische Branche braucht versierte und gut geschulte Fachkräfte – und die sind gerade in der IT händeringend gesucht. Was tun Sie, um diesen Mangel zu kompensieren?

Ich gehe davon aus, dass der Fachkräftemangel, den wir in der IT schon seit längerem kennen, in den nächsten Jahren auch in anderen Abteilungen noch spürbarer wird. Bei uns fängt der Umgang damit schon im Recruiting an: Bei Bewerbungen versuchen wir schnell zu sein und Entscheidungen innerhalb von 24 Stunden zu treffen, etwa ob wir einen Bewerber einladen wollen. Hier arbeiten wir auch eng mit der Personalabteilung zusammen, die die Zeichen der Zeit erkannt hat und sehr flexibel und offen für neue Ideen ist. Als Hidden Champion bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spannende und abwechslungsreiche Aufgaben mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten. Wir haben den vollen Rückhalt der Geschäftsführung, hier bei HELUKABEL die IT der Zukunft aufzubauen. Das habe ich noch in keinem anderen Unternehmen so erlebt. Geschäftsleitung und Führungskräfte sind nahbar und ansprechbar, zum Beispiel in der Kantine, und stellen sich neuen Mitarbeitern auch persönlich vor. Als familiengeführtes Unternehmen sind wir nicht von Finanzmärkten und Quartalszahlen getrieben, sondern leben Werte wie Stabilität und Sicherheit. Mit 61 Standorten in 39 Ländern arbeiten wir zudem in einem sehr internationalen Umfeld – wir brauchen uns also nicht hinter den großen Konzernen mit den klangvollen Namen zu verstecken. Wir sind nicht irgendjemand, sondern HELUKABEL – und auf das, was wir sind, können wir mit Recht stolz sein!

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